Der Parco nazionale del Gran Paradiso verdankt seine Gründung der Entfernung zu Rom und erlahmender Jagdleidenschaft von König Vittorio Emanuele III. Der fuhr stattdessen lieber ins näher gelegene Revier Entraque-Valdieri und schenkte dem Staat die von seinem Opa ab 1856 eingerichteten Jagdgebiete rund um den Gran Paradiso zur Gründung eines Nationalparks.
Über 300 km königliche Jagdwege wurden ab 1861 angelegt - Motto: ohne vom Pferd zu steigen über die höchsten Pässe - und sind bis heute gut erhalten bzw. teilweise wieder hergestellt. Sie bieten damit wunderbare Möglichkeiten für Wandertouren. Sei es in den valdostanischen Tälern Cogne, Valsavarenche und Val di Rhêmes oder auf der piemontesischen Seite in den Valli Orco und Soana.
Als Herz des Nationalparks, „Cuore del Parco“, gilt die Nivolet-Hochebene. Im Westen nah an der Grenze zu Frankreich gelegen, ist sie zwar nicht der geografische Mittelpunkt des Nationalparks, aber Quellgebiet der Flüsse Orco und Savara (auch: Savaranche), vom Piemont aus auch mit dem Auto erreichbar und bietet eine herrliche Aussicht auf Gran Paradiso (4.061m) und die ihn umgebenden vergletscherten Gipfel.
Vom Pian del Nivolet aus - wo mit dem Rifugio Savoia ein ehemaliges Jagdhaus zur nun Allen zugänglichen Hütte umgebaut wurde - führt ein kurzer Weg, eher ein Spaziergang, hinauf in die bezaubernde Seenlandschaft der Hochebene Piani di Rosset, wo sich im Lago Rosset die Gletschermassen der Punta Basei spiegeln.
Wer höher hinaus möchte, findet im Wanderdreitausender Mont Taou Blanc (3.438 m) ein lohnendes Ziel. Die Aussicht lässt sich - ohne klettern zu müssen – im Gran-Paradiso-Gebiet kaum toppen und beinhaltet neben der Sicht auf Mont Blanc, Gran Paradiso und Grivola auch die Gipfelkette der Walliser Alpen.
Wem ein erster Blick auf den Mont Blanc bereits genügt, geht einfach nur bis zum sanft geformten Sattel des Col di Leynir ( 3.084 m). Dieser Pass war früher ein vielbegangener Übergang zwischen den Hochtälern Val Savaranche und Val di Rhêmes und verband zudem auch das obere Aosta-Tal mit Ceresole Reale im Orcotal (auch: Valle Locana).
In Richtung Ceresole Reale - der kleine Ort durfte sich ab 1862 als
Gegenleistung für Jagdlizenzen an König Vittorio Emanuele II. den
Zusatz 'Reale' an den Ortsnamen hängen - hinunter ins Orcotal führt eine Panoramastrecke über ehemalige Jagdsteige. Mit Aussicht auf die beiden Stauseen Lago Agnel und Lago Serrù mit ihren völlig unterschiedlichen Wasserspiegeln: tief dunkelblau und klar der Lago Agnel, milchig türkis dagegen der Lago Serrù wegen der vom Capra-Gletscher mit einfließenden Sedimente.
Von Ceresole führt eine Mulattiera, die einige Alpgebiete an den rechten orografischen Hängen des Orcotals miteinander verbindet, hinauf zum Rifugio Guglielmo Jervis. Prächtige Aussicht auf die Tre Levanne und den Nel-Gletscher bietet sich bereits dort. Weiter über den Colle di Nel wird ein attraktiver Rundkurs daraus.
Diese Touren sind detailliert in unserem Piemont-Wanderführer beschrieben.
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